Weniges kommt
uns dauerhaft so nah wie die Kleidung auf unserer Haut.
Aber dass das Material des neuen Lieblings-Pullis einen langen
Weg hinter sich hat, ist uns beim Einkaufen meist nicht bewusst.
Viele Unternehmen verlegen ihre Produktion bewusst in sogenannte
Billiglohn-Länder, um hier von den niedrigen
Produktionsstandards (kaum Umweltauflagen) und -kosten zu profitieren.
Arbeiter erhalten oft weniger als den Mindestlohn, und den neuen
Schuhen fühlt man nicht an, ob Kinder sie hergestellt haben.
Als VerbraucherInnen
können wir u. a. durch gezieltes Nachfragen (bzw. geringe
Nachfrage ) im Handel den Druck auf die Hersteller erhöhen.
Bereits heute achten einige Produzenten und Warenhäuser bei
der Produktion in Entwicklungsländern auf die notwendigen
Umwelt-, Sozial- und Gesundheitsstandards, damit wir uns in unserer
Kleidung rundum wohl fühlen können. Auch in den Weltläden
gibt es ein attraktives Angebot an Textilien aus Entwicklungsländern
zu fairen Preisen. Und noch besser: Second-Hand-Klamotten, Flohmärkte
oder Tauschtreffs mit FreundInnen!!!
Kriterien zum nachhaltigen Textilkonsum:
ressourcenschonende Herstellung oder Gewinnung der erforderlichen
Rohstoffe, wobei unter Ressourcen Energie, Wasser, Erde, Luft
und alle Arten von Bodenschätzen fallen
umweltschonende und gesundheitsfreundliche Weiterverarbeitung,
Verteilung und Konfektionierung einschließlich entsprechender
Transport-, Handels- und Verkaufsbedingungen
hohe Gebrauchstauglichkeit, lange Gebrauchsdauer des Produktes
umweltschonende Gebrauchswerterhaltung einschließlich Pflege
Weiterverwendung bzw. Recyclingfähigkeit
hohe Sozialverträglichkeit bei der Produktion, d.h. Herstellung
möglichst ohne Stress und Monotonie, angemessene Bezahlung
und soziale Absicherung, Möglichkeit der ArbeiterInnen sich
zu organisieren; keine gesundheitliche Beeinträchtigung,
weder während der Herstellung noch während des späteren
Gebrauchs oder bei der Entsorgung bzw. Wiederverwertung.
Die FairTrade-Kriterien:
Zahlung von Mindestpreisen und Prämien, die über dem
Weltmarktpreis liegen
langfristige Lieferverträge
Vorfinanzierung für kleine Produktionsbetriebe
direkter Handel, Ausschaltung des Zwischenhandels
Verbot von Kinderarbeit
Erfüllung internationaler Arbeits- und Sozialstandards
umweltschonende Anbau- und Verarbeitungsmethoden, weitgehender
Verzicht auf Pestizide und Düngemittel (z. B. beim Baumwollanbau)
Die Hersteller
von Mode- und Sportartikeln wissen, dass faire Produktionsbedingungen
ein zugkräftiges Werbeargument sein können. Auch darum
haben sich viele Firmen den Regeln unterworfen, welche die Fair
Labour Association aufgestellt hat. Das trägt dazu bei, die
wirtschaftliche Globalisierung sozial zu gestalten. Dazu gehören
auch die Achtung der Menschenrechte, das Recht auf gewerkschaftliche
Betätigung, die Ächtung von Zwangsarbeit, das Verbot
von Kinderarbeit und der Schutz der natürlichen Lebensgrundlagen.
Das größte
Problem bei der Textilproduktion sind vor allem die Arbeitsbedingungen
der ArbeiterInnen:
Unzureichende Löhne, lange Arbeitszeiten (12-15 Stunden)
und unbezahlte Überstunden sind an der Tagesordnung. Hinzu
kommen oft auch Kinderarbeit, die fristlose Entlassung von schwangeren
Frauen, Missachtung von Arbeitszeitbegrenzungen, Diskriminierung
und sexuelle Belästigung von Arbeiterinnen ( auch durch z.B.
unsichere Heimwege, welche die ArbeiterInnen durch Überstunden
spät in der Nacht passieren müssen), Verbot von Arbeitervereinigungen
bzw. Behinderungen ihrer Aktionen, mangelhafte bis keine Sozialleistungen,
ungerechtfertigte Entlassungen und keine ausreichenden Sicherheitsvorkehrungen.
Aber nicht
nur die Arbeitsbedingungen sind oft katastrophal, sondern auch
der Ressourcenverbrauch, der bei den extremen Transportwegen entsteht.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Weltreise einer Jeans, deren
Zutaten ohne weiteres 19 000 km zurücklegen.
Zudem sind
deutsche Umwelt- und Gesundheitsstandards in der Ferne nicht immer
garantiert. Die Verwendung von giftigen Stoffen, die z. B. beim
Anbau, bei der Ernte und bei der Verarbeitung von Baumwolle benutzt
werden, ist sehr problematisch, da diese umwelt- sowie gesundheitsschädlich
für die ArbeiterInnen und für die Verbraucher sind.
Besonders Allergiker leiden unter Chemikalien, die bei der Produktion
eingesetzt werden. (Bzw. die Stoffe können auch Allergien
auslösen!)
Es gibt jedoch
Alternativen, auch wenn diese im Moment noch relativ unbekannt
sind: Im Internet gibt es bereits fair gehandelte T-Shirts von
der Firma Lamu-Lamu (ein Projekt der Katholischen Landjugend Bewegung
und ostafrikanischer Betriebe). Daneben gibt es z.B. den Anbieter
Hess Natur. Dieser größte deutsche Naturtextil-Anbieter
hat den Verhaltenskodex der Kampagne für Saubere Kleidung
übernommen.
Aber faire
Preise sind nun mal auch höhere Preise was können
wir also tun, wenn wir nicht genug Geld haben bzw. ausgeben möchten,
um uns von Kopf bis Fuß fair einzukleiden?
Es gibt jede
Menge Möglichkeiten:
Mit Freunden tauschen, alte Klamotten neu färben oder auf
andere Weise verändern, Kleider selbst nähen, häkeln
oder stricken, Second-Hand-Kleidung kaufen- all das kostet nichts
bzw. wenig(er) und bringt auch Abwechslung in den Kleiderschrank.
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